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WETWARE: Technisches Zeitalter und Dionysische Ekstase

  • Autorenbild: Ke Ma
    Ke Ma
  • 23. Aug. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Die Temperatur im Mutterleib ist 37 Grad. Diese Wärme bringt den ersten Herzschlag eines neuen Lebens hervor. Und das könnte bedeuten, dass Menschen, die bei einer solchen Temperatur geboren werden, möglicherweise von Natur aus ein Urverlangen und eine tiefgreifende Leidenschaft für Intimität, Verschmelzung mit anderen und möglicherweise eine Rückkehr zur 37 Grad warmen Gebärmutter in sich tragen. Die heutige Aufführung von „Wetware“ im HochX in München beginnt mit einem „Geburtsakt“: Zwischen einem „Mann“ und einer „Frau“, deren andere Identitätsmerkmale verwischt sind, wird eine Puppe („Ekstatische Puppen“) aus ihrem Mutterleib geboren.

Wie wird das menschliche Urverlangen im heutigen Zeitalter wahrgenommen? Der Begriff „Wetware“ ist eine Erweiterung der Konzepte „Hardware“ und „Software“ aus dem Bereich der Computertechnik – Es bezeichnet technisierte Lebensformen und organische Maschinenformen zugleich. Diese Mischung scheint das Bild des Menschen im Kontext des technischen Zeitalters widerzuspiegeln, dessen Körperbild und Selbstbewusstsein durch vielfältige Technologien verändert werden. 

In diesem „mechanisierten Tanztheater“ oder „musikalischen Figurentheater“ verbindet die ständig sich verändernde Seilführung und Maschinen den echten menschlichen Körper mit Schaumstoffkörperteilen auf der Bühne. Diese Bühnenmaschinen steuern die Bewegungen von Armen und Beinen, während diese künstlichen Körperteile die Tänzer weiterhin ziehen. Das menschliche Urverlangen, wie diese ausgezogenen Organe, treibt unaufhörlich voran.

Durch diesen scheinbar endlosen, unaufhörlichen Zweifel wird eine wahnsinnige Dekonstruktion des Körpers auf der Bühne präsentiert. Immer mehr Organe werden an den Zugmaschinen zur Schau gestellt, während der Untertitel die Geschichte der menschlichen Antriebe erklärt: das Streben nach Freude und das Vermeiden von Schmerz. Von den Kräuterkunde der Antike über die Magie der Hexen im Mittelalter, von der Erfindung der Verhütungsmethoden bis zur Suche nach Ekstase in der modernen medizinischen Chemie… Das Urverlangen beginnt, zu etwas zu werden, das durch Chemie und neue Technologien verstärkt oder aufgelöst werden kann – „Hormone“. Die moderne Medizin beginnt, es zu definieren, während die Technik beginnt, es zu kontrollieren. Auf der Bühne erscheint daraufhin der erste verwirrte Körper – der Tänzer, der von verschiedenen Körperteilen und Organen umhüllt ist, tanzt jetzt zu Techno-Musik.

„Techno-Mensch“ oder „Techno-Self“ ist eine Beschreibung mit ironischem und doppeldeutigem Unterton: Der Techno-Geist, der für Freude und Befreiung steht, scheint eine moderne Interpretation von ‚Bakchen‘ von Euripides zu sein, die in der Rationalität des technischen Zeitalters einen Riss zur Ekstase öffnet. Es scheint, als sei die ultimative Befriedigung des Urverlangens in den „modernen Geist“ integriert, wobei jedes Organ durch technologische Umgestaltung zu einer Maschine zur Produktion von Freude wird. 

Zwischen diesen Glücksorganen entsteht ein neuer „Mensch“ in Ruhe und Selbstreflexion. Am Ende der Aufführung werden Überlegungen zur animalischen Natur und zur menschlichen Essenz entfaltet, wobei die Szene von Leidenschaft zur Selbstbeherrschung übergeht. Man könnte diesen nachdenklichen Schluss vielleicht wie folgt zusammenfassen: „Auch wenn unser ursprüngliches Verlangen die Rückkehr zum 37 Grad warmen Mutterleib ist, besteht der menschliche Weg darin, die Kälte und Wärme der Welt dazwischen zu erleben und zu unterscheiden.“

Die Stuttgarter Theatergruppe O-Team, gegründet im Jahr 2007, wird vom Wagenhalle-Kunstverein unterstützt und kooperiert eng mit vielen Theatern in Stuttgart. Seit ihrer Gründung hat sie über 30 Theaterprojekte realisiert und sowohl lokal als auch international aufgeführt. O-Team verfolgt häufig interdisziplinäre Ansätze und führt genreübergreifende Kooperationen durch, insbesondere um die Auswirkungen moderner Technologien auf den Menschen und deren Reflexion zu erforschen. Die Gruppe präsentiert ihre Themen durch avantgardistische, sinnliche Erfahrungen und überraschend vielfältige Kombinationen.

 
 
 

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